Nun gut, ihr wollt es natürlich alle wissen. Die ganze Welt stellt sich die EINE Frage. Ich hab‘ euch lange genug auf die Folter gespannt.. Wie kann man ihn schlagen – den Unschlagbaren. Wie stellt man es an, unserem unfassbar fitten Präsidenten die schmerzvolle Niederlage beizubringen. Und das beim entscheidenden und härtesten Wettkampf der Saison – bei der olympischen Distanz in Schluchsee…

Ich sage euch – es ist mit Schmerz und Entbehrungen verbunden. Es ist die nackte Angst, das Entsetzen vor dem Moment, bei dem die rechte Hand von Frank meine linke Arschbacke tätschelt. Wie viel Grauen kann in solch einer unschuldigen Handlung verborgen sein. Dieses Entsetzen trieb mich an, war meine Triebfeder – der Rest ist Qual und Kampf. Wer das Finisherbild von mir in Schluchsee genau studiert, bemerkt, dass meine Augäpfel nach hinten gerollt und mein Gesicht zu einer einzigen Fratze entstellt ist (was mitnichten mein normaler Gesichtsausdruck ist). Und dabei hätte ich die dritte Laufrunde sogar einbeinig rückwärts laufen können, so gross war mein Vorsprung. Ganze 18‘000 Hundertstel trennten mich vom Unschlagbaren… Und glaubt ihm keine Erklärungen! Er hatte weit mehr als 1,5 bar in den Reifen und ganz sicher mehr als 2 ½ Stunden Schlaf im Vorfeld.

Aber ich greife vor, zwischen meinem letzten Bericht und Schluchsee stand ja zuerst noch meine ganz persönliche Herausforderung an – die längere Distanz in Alp d’Huez. Und mit diesem Wettkampf habe ich ein Beispiel mehr, dass jeder pauschale Ratschlag zur Wettkampfvorbereitung und jedes bewährte Ritual nicht als Erfolgsgarantie genommen werden darf. Die Wassertemperatur war weitaus angenehmer als letztes Jahr, meine Velo-Setup optimal gewählt und mein Selbstbewusstsein beim Laufen stärker denn je.

Und es kam doch alles ganz ganz anders…

Kann sich jemand vorstellen, wie lange sich 2,2 km Prügel anfühlen? Ich bin überzeugt, aus der Hubschrauber-Perspektive ist da die EINE Gruppe sichtbar, die es schafft, sich auf der gesamten Distanz permanent auf die Mütze zu geben. Ich bin immer wieder raus geschwommen, um bei der nächsten Boje garantiert wieder auf die gleichen Nahkämpfer zu stossen. Das macht keinen Spass! Die Radstrecke begann eigentlich wie gewohnt: Euphorisch auf den ersten 25 km, leicht wie ne Feder auf den nächsten 1000 Höhenmetern, wunderbar rhythmisch auf den weiteren. Tja und dann war beim Namensgeber plötzlich der Ofen aus. Trotz 8 (acht!) Gels in der Flasche fuhr ich nach vier/fünf Serpentinen einfach in eine Wand aus gähnender Leere hinein. Auch noch nach über 100 km sehr früh – viel zu früh. Bei der nächsten Versorgungsstation habe ich kurzerhand alles in mich hinein gestopft, was mir in die Finger fiel. Aber irgendwie kam die Power dann nie wieder richtig zurück. Vielleicht hat mir ja am Schluss auch die Angst vor der tätschelnden Hand gefehlt… Ein Wettkampf zum Abhaken…

Tja – und dann war da noch Malterdingen…

Mit den Vorschusslorbeeren von Schluchsee waren meine Ansagen gegenüber Frank selbstbewusster denn je (insgeheim habe ich sicher auch nach den vermeintlich „Schwächeren“ geschielt – Simon und Roland Hoffmann haben in diesem Sommer auch schon klar gestellt, dass sie ein Fuss vor den anderen kriegen…). Aber Malterdingen ist ein Heimspiel für mich – hier war einer meiner ersten Wettkämpfe überhaupt und Breisgau ist bis heute der Event mit den meisten Starts von mir – ganze sechsmal war ich hier schon unterwegs.

Der Erlebniswert des Wochenendes steigerte sich einmal mehr durch das Gemeinschaftserlebnis mit der Gruppe: Mit Mirjam, Daniela, Roland, Rosine, Simon, Melanie, Collin, Noah, Nora, Frank, Doris und Bastian am Müllersee am Strand abzuhängen ist wirklich sehr unterhaltsam. Wir sollten das viel öfters machen, ehrlich!

Schwimmen ohne Neo – für mich natürlich eine gute Nachricht! Sie sollte mir gegenüber der „Treibinsel“ Frank doch gleich mal vier/fünf Minuten Luft verschaffen. Und meine Angst nach dem Alptraum in Frankreich ist unbegründet – ich erlebe seit langem wieder mal eine relativ entspannte erste Disziplin. Die drei Velo-Runden sind wie gute, alte Bekannte – etwas turbulent, als die „Kurzdistanzler“ die Bühne betreten (was gäbe ich dafür, mal Nora im Wettkampf zu überholen), aber alles in allem „business as usuall“. Wechsel in die Laufschuhe – noch kein Frank, kein Simon, kein Roland – alles ist gut… Der Übergang zum Laufen fällt leicht – wo stehe ich? Viele Athleten waren beim Schwimmen nicht vor mir und auf der Velostrecke hab‘ ich mehr überholt als an mir vorbei fahren sehen… Bin ich unter den ersten 100? 50? Werde ich einen grandiosen Sieg heim fahren. Was mache ich mit dem Preisgeld. Wo soll ich mich nächstes Jahr für Hawaii qualifizieren? Was mache ich danach mit dem Preisgeld? Soll ich auf Frono im Ziel warten? Welche Sponsoren bekommen meinen Zuschlag?

Die Gedanken und Träume werden sofort wieder eingeholt, als unverhofft ein weiteres Mal meine linke Fudibagge betatscht wird und ich vom Luftzug eines vorbei brausenden Zuges erfasst werde… Unglaublich! Beeindruckend! Meine Fresse – da legt man einen perfekten Wettkampf hin fühlt sich wie ein Held und wird einmal mehr vom eigenen Präsident in fulminanter Weise in Staunen versetzt. Fast vier Minuten nimmt er mir noch auf den letzten 7 km ab, die ich nicht auf allen Vieren entlang gekrochen bin. Grandios!

Das war sie also…

Das war die Wettkampf-Saison 2015. Ein guter Jahrgang – mit viel Sonne, Gelächter und schönen Momenten. Ich hoffe, ihr alle behaltet sie in genau so guter Erinnerung, wie ich. Was für einen tollen Sport haben wir uns ausgewählt!

Ich jedenfalls bin wieder einmal voll auf meine Kosten gekommen.

Und nächstes Jahr greife ich an – zieht euch warm an!!!

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